Die Stimmauszählung hat begonnen
Datum: 12.03.2002 Autor: Brain Macaulay aus Harare Beitrag Nr.:
142
Nach der Beendigung der Präsidentschaftswahlen in Zimbabwe hat nun die
Stimmenauszählung begonnen. Am Vormittag wurden die versiegelten
Wahlurnen in die zentralen Auszählungsbüros der einzelnen Wahlkreise
abtransportiert.
Die ersten Hochrechnungen für den Wahlsieger werden allerdings nicht
vor Mittwochvormittag erwartet, die komplette Stimmenauszählung wird aber
mit hoher Sicherheit noch zwei Tage länger dauern.
Bereits am Montag feiertet die stattliche Zeitung "The
Herald" Mugabe als Sieger, auf ihrer Titelseite stand: "Mugabe
führt bei der Wahl". Seltsam, wo doch erst am heutigen Dienstag die
versiegelten Wahlurnen abtransportiert wurde.
Die Bilanz der Wahlbeobachter ist gespalten, die meisten afrikanischen
Beobachter bezeichneten sie als "frei und fair" und die
Europäer sahen einen "Verstoß gegen die allgemein anerkannten
Grundkriterien".
Der norwegische Delegationsleiter Kare Vollan donnerte vor der Presse.
Sein vorläufiger Bericht las sich wie ein einziges Sündenregister:
politische Gewalt und Einschüchterung im Wahlkampf, Schikanen und
Attacken auf Oppositionelle, Behördenwillkür und mangelnde Transparenz.
Die Kapazität der Wahllokale in den Städten kritisierte er am meisten.
Während auf dem Lande 1000 Menschen pro Wahllokal abgefertigt wurden,
waren es im Großraum Harare im Schnitt 5300. Viele Wähler hätten zehn
bis 20 Stunden umsonst gewartet.
Auch nach den Wahlen bleibt die Lage gespannt. Die Sicherheitsbehörden
verängstigen mit Berichten von angeblichen Invasionen von Amerikanern
oder Briten die Bevölkerung und möchten so eine neue Verhaftungswelle
gerechtfertigen. In den letzten Stunden häufen sich die Informationen
über Festnahmen von "verdächtigen Personen", darunter sind die
"weißen Zimbabwer" und die Anhänger der Opposition zu
verstehen.
Dem Generalsekretär der MDC Welshman Ncube, der am Montagvormittag
festgenommen wurde, wird mittlerweile Hochverrat vorgeworfen, bei den es
angeblich um Mordpläne gegen Präsident Mugabe geht. Dies kommt einen
doch irgendwie bekannt vor! Wurde nicht vor einer Woche der Herausforderer
Tsvangirais aus dem selben Grund festgehalten?
Da Mugabe auf dem Land seine Hochburgen hat und Tsvangirais in der
Stadt, wo weniger als die hälfte der Wähler eine Stimme abgeben konnten,
ist ein knappes Wahlergebnis wahrscheinlich.
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