Nkosi Johnson ist tot
Datum: 01.06.01 Autor: Thoralf Teubner Beitrag Nr.: 66
Der wohl bekannteste südafrikanische Junge, Nkosi Johnson, ist am frühen Freitagmorgen in Johannesburg gestorben. Der Zwölfjährige wurde mit seiner herzzerreisenden Rede, im vergangenen Jahr, auf den Welt-Aids-Kongress in Durban bekannt. Nkosi war bereits seit seiner Geburt von der Immunschwächekrankheit infiziert und galt damit als am längsten überlebendes Aids-Opfer von Südafrika.
Seit Anfang dieses Jahres konnte Nkosi nur noch im Bett liegen und weder sprechen noch essen. Sein langsames Sterben rührte die Nation, für die er durch seine mutige Rede gegen den tödlichen Virus zum Symbol der Toleranz und Hoffnungsträger geworden war. Nach Angaben seiner Pflegemutter wog
Nkosi wenige Stunden vor seinen Tod nur noch knapp 10 Kilogramm und sah aus wie ein von Haut bedecktes Skelett.
„Habt keine Angst vor uns: wir sind normal, wir haben Hände, wir haben Füße, wir haben Bedürfnisse wie jeder andere. Sorgt für uns und akzeptiert uns“, lautete seine Rede auf der Aids-Konferenz in Durban. Weiterhin sagte er: „Ich hasse Aids, weil ich immer wieder krank und traurig werde, wenn ich an all die anderen Kinder denke, die Aids haben.“
Der Tod des schmächtigen Jungen mit seinen großen, traurigen Augen ist ein Schock für Südafrika, mit seinen offiziellen 4,7 Millionen HIV-Infizierten.
Nkosis Mutter Daphne war bereits 1997 an Aids gestorben. Sie hatte das tödliche Virus auf ihren Sohn übertragen, der im Alter von zwei Jahren zu seiner Pflegemutter kam.
Die Regierung Südafrikas die lange Zeit, insbesondere durch Präsident Thabo Mbeki, die Immunschwächekrankheit verharmloste, hat erst vor kurzen eine Vereinbarung mit den großen Pharmakonzernen für die Einfuhr von billigen Aids-Medikamenten getroffen. Weiterhin wurde für Schwangere das AZT-Medikament zugelassen, welches das übergreifen auf das ungeborene Kind verhindern soll.
Ex-Präsident Nelson Mandela reagierte betroffen und sprach am Mittag über Nkosi folgende Worte: „Er war beispielhaft und zeigte, wie man mit einer solchen Krankheit umgehen sollte“ und bezeichnetet seine Pflegemutter als „wunderbare Frau“
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