ANC wählt neuen Partei-Vorsitzenden
Datum: 18.12.2007 Autor: Kapstadt-News Beitrag Nr.: 455
Auf einen Parteitag der der südafrikanischen Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) wurde der ehemalige südafrikanische Vizepräsident Jacob Zuma am Dienstagabend zum neuen Vorsitzenden des ANC gewählt.
Während des 5-tägigen Parteitags gab es heftige Diskussionen, zeitweise drohte sogar die Spaltung der Partei und bei der abschließenden Neuwahl des Partei-Vorsitzes, unterlag der bisherige Amtsinhaber Thabo Mbeki - der Staatspräsident Südafrikas - in der Abstimmung mit einem deutlichen Abstand.
Mit dem Sieg hat Jacob Zuma jetzt beste Chancen, 2009 auch zum neuen Staatsoberhaupt Südafrikas gewählt zu werden. Denn Thabo Mbeki hat bereits seine zweite Amtszeit hinter sich und kann dafür nicht mehr kandidieren.
Thabo Mebeki, als Nachfolger von Nelson Mandela, war stets ein hervorragender Diplomat, vor allem Politiker und ein Denker. Mit seiner kühlen, stets kalkulierenden Art konnte er aber leider nie die breite Masse erreichen.
Dahingegen ist Jacob Zuma - trotz seiner fragwürdigen Einstellung, verschiedenster Skandale und Affären - ein Mann aus dem Volk und vor allem unter den ANC-Anhängern allseits beliebt. Auch andauernde Ermittlungen wegen Korruption konnten der Beliebtheit von Zuma bisher nicht schaden und so hatte er
sich bereits vor dem Parteitag mehr als 60 Prozent der Stimmen gesichert.
Ein Großteil der Bevölkerung Südafrikas - wird 13 Jahre nach dem Ende der Apartheid und den ersten freien Wahlen - langsam ungeduldig! Noch immer beherrscht Aids, hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel, Kriminalität und eine Massenarmut Südafrika.
Zunehmend fühlt sich die breite Masse der Bevölkerung nicht mehr verstanden!
Die Politiker-Elite Südafrikas gilt als arrogant, besserwisserisch und deren Aussagen sind kaum noch glaubwürdig. Als dann noch vor knapp drei Jahren sich die New National Party - ein Synonym für die Apartheid - auflöste, dann fast alle weißen Politiker dem ANC beitraten und hier gleich einige zu
einem Ministerposten kamen war es mit der Glaubwürdigkeit des ANC vorbei.
Jacob Gedleyihlekisia Zuma gehört nicht zur Elite des Landes!
Als Sohn eines Landarbeiters wurde Zuma 1943 in - einem kleinen Dorf in KwaZulu Natal - geboren. Dank des frühen Tot seines Vaters wuchs in Armut auf und konnte keine Schulausbildung genießen. Durch einen nahen Verwandten angagierte er sich zunächst in der Gewerkschaft, trat 1958 dem ANC bei und
wurde 1662 aktives Mitglied des Umkhonto We Sizwe.
Knapp eine Jahr später wurde er verhafte, im anschließenden Prozess wegen Landesverrat zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und verbrachte diese auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island. Nach seiner Haftentlassung ging er zunächst in den Untergrund und verließ 1975 Südafrika. 1977 wurde er
Mitglied des Exekutivkomitees des ANC und 1984 Hauptrepräsentant des ANC in Mosambik.
Nach der Aufhebung des Verbots des ANC kehrte Zuma 1990 - als einer der ersten Führungspersönlichkeiten des ANC - aus dem Exil in seine Heimat zurück. An den Gesprächen zwischen der ANC-Führungsriege und der südafrikanischen Regierung war er beteiligt. Ab 1991 konzentrierte sich Zuma auf die Politik
von KwaZulu-Natal, wird noch im gleichen Jahr Parteivorsitzender des ANC in seiner Heimatprovinz sowie Vizegeneralsekretär des ANC von ganz Südafrika.
Zwischen 1991 und 1993 leitete er in KwaZulu-Natal die Verhandlungen zwischen dem ANC und dem IFP (Inkatha Feedom Party). Die Abschließende Frieden-Vereinbahrung wird Zuma zugeschrieben. Diese Vereinbahrung war aber nicht viel wert, da der Konflikt zwischen den beiden rivalisierenden
Bevölkerungsgruppen erneut entfacht wurde. Nach den blutigen Auseinadersetzungen 1993/94 sorgte erst der Einmarsch der südafrikanischen Truppen in KwaZulu-Natal zu einer Beruhigung der Lage.
1994 wird Zuma Minister für Umwelt und Tourismus in der Provinzregierung von KwaZulu-Natal Nach den zweiten demokratischen Wahlen in Südafrika wird Zuma zum Wirtschafts-Minister von Südafrika ernannt und damit traditionell der Vize-Präsident von Südafrika.
Schnell mehren sich die Gerüchte über ihn und es werden in Südafrika immer mehr private sowie auch politische Skandale über den Vize-Präsident bekannt.
Am wird 2. Juni 2005 Schabir Shaik, Zumas langjähriger Finanzberater, wegen der Annahme von Bestechungsgelder und auch eines dubiosen Waffenhandel zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt.
Während des fast dreijährigen Prozess gerät die Regierung von Südafrika immer mehr ins Kreuzfeuer, da hier hohe Regierungs-Beamte und auch der Wirtschafts-Minister als Fadenzieher stark belastet werden und unter Korruptions-Verdacht stehen. Beim ANC stehen darauf hin einige Politiker unter
Korruptionsverdacht, einige müssen hektisch ihre Büros räumen und am 14. Juni wird auch Jacob Zuma von Präsident Thabo Mbeki seines Amtes als Vize-Präsident enthoben.
Dieser Skandal wird durch die demokratische Regierung von Südafrika unter den Tisch gekehrt und kann auch durch die Gerichte im Land kann dies nicht aufgeklärt werden.
Schabir Shaik war mit einmal bei einem Prozesstermin unerwartet nicht vernehmbar, frühere Akten waren plötzlich verschwunden und fast alle eingeleiteten Verfahren wurden in der Folge wegen Verfahrensfehler eingestellt.
Nicht einmal ein halbes Jahr nach seiner Entlassung als Vizepräsident, gerät Jacob Zuma wegen eines Vergewaltigungs-Verdachts erneut in die Schlagzeilen. Noch vor der anschließenden Gerichtverhandlung kam es zu einem Vergleich und Zuma kam erneut mit einen blauen Auge davon.
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