Nach der WM ist vor der WM in Südafrika!
Datum: 12.07.2006 Autor: Kapstadt-News Beitrag Nr.: 373
Gerade erst feierte man eine gelungene Weltmeisterschaft in Deutschland, lobte
die friedlichen sowie weltoffenen Fans und feierte man sich in Deutschland als
„Weltmeister der Herzen“. Deutschland ist daher wegen der großen Popularität der
Fußball WM im eigenen Lande noch euphorisch, aber viele Einzelhändler, Hoteliers
etc. hatten sich durch diese WM deutlich mehr Umsatz erhofft.
Kaum war aber das Endspiel in Berlin vorbei, begann insbesondere die Deutsche
Presse - Mitten im Sommerloch - mit einer Negativ-Kampagne gegen den nächsten
WM-Gastgeber, Südafrika.
Die deutsche Presse - welche teilweise hohe Auflagen während der Fußball WM
hatte - wünscht sich daher bereits in vier Jahren wider eine Fußball WM im
eigenen Lande und macht den kommenden Gasgeber schlecht. Angeblich denke man bei
der FIFA - laut deutscher Presse - bereits über eine Verlegung der WM nach
Australien, die USA und auch wieder nach Deutschland nach. Die Zeitung mit den
vier großen Buchstaben war natürlich Vorreiter und fast alle schrieben ohne
weitere Recherche diese Meinung ab.
Dieses Gerücht wurde zwar schnell von der FIFA dementiert, löste aber viel
Unruhe in Afrika aus und selbst Tage nach dem Dementi schrieben viele Zeitungen
immer noch den „Schwachsinn“.
Auch FIFA-Präsident Joseph Blatter wies diese Spekulationen zurück.
„Medienberichte, wonach die WM 2010 an ein anderes Land vergeben werden könnte,
entbehren jeglicher Grundlage“, betont der Weltverbandschef. „Die FIFA WM 2010
wird in Südafrika stattfinden.“
Auch in Südafrika selbst mangelt es nicht an Kritikern, Zweiflern und
Pessimisten. In Südafrika wurden Kritiker in Rundfunkbeiträgen bereits als
„unpatriotisch“ und Ewiggestrige beschimpft.
Präsident Thabo Mbeki sprach in Berlin besorgt von „einigen Leuten innerhalb des
Landes“, die es als ihre Daueraufgabe ansehen, Südafrika in negativen Farben zu
malen: „Die haben den Übergang zur demokratischen Gesellschaft nie akzeptiert;
die hoffen weiter, dass das Land untergeht.“
Nicht nur die Südafrikaner, sondern auch die meisten Deutschen am Kap sowie
viele deutsche Korrespondenten in Südafrika sind über die gedruckten
Behauptungen der deutschen Presse sehr verwundert und aufs äußerste irritiert.
Selbst langjährige hier anwesende seriöse Berichterstatter - welche in dem einen
oder anderen Beitrag angeblich zitiert wurden - denken nun über eine
zivilrechtliche Klage gegen einige Zeitungsverlage in Deutschland nach.
Zum einen sollte man nicht vergessen, dass Deutschland im Jahre 2000 überhaupt
erst durch einen schleierhaften enthalt eines Stimmberechtigten aus Ozeanien den
Zuschlag mit nur einem Punkt Vorsprung gegen Südafrika erhalten hat und auch vor
vier Jahren die Finanzierung vieler WM-Stadien in Deutschland nicht gesichert
war. Gerade deswegen haben heute viele Stadien in Deutschland nicht mehr ihren
historischen Namen, sondern sie nennen sich „Sponsor Arena“ und diese Namen kann
man kaum noch mit einer Stadt oder einem Fußballclub in Verbindung setzen.
In Südafrika ist es ähnlich und so steht heute noch nicht für alle WM-Stadien
die Finanzierung, für den Um oder auch Neubau. Aber dennoch sind bereits 75
Prozent aller Sponsorenverträge unterzeichnet, die Regierung hat gerade das
Budget für den Ausbau der Infrastruktur von 3 auf 3,74 Milliarden ZAR (etwa 415
Millionen EUR) erhöht und auch für die Bekämpfung der Kriminalität werden weiter
Gelder zur Verfügung gestellt.
Mit dem Um- oder Neubau einiger künftiger WM-Stadien wurde in Südafrika bereits
begonnen, einige Flughäfen sind ebenfalls schon bei der Erweiterung und
fortwährend werden neue Strassen-, Eisenbahn- sowie Brückenbauprojekte begonnen.
Die Herrauforderung ist natürlich auch für Südafrika sehr hoch! Weltweit ist
aber ein Vergleich bei der Vorbereitung mit einer deutschen Vorgehensweise kaum
möglich, auch dort ist vieles schief gegangen und in Südafrika wird man dieses
auch bewältigen.
Carlos Amato von der „Sunday Times“ beschrieb es bei einem Interview in Berlin
am treffendsten: „Wir werden die Dinge natürlich nach afrikanischem Stil machen
müssen, wann und wo immer der afrikanische Stil besser ist“.
Die FIFA vertraut auf Südafrika und so hat der südafrikanische TV-Sender SABC
die TV-Rechte an der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 sowie auch 2014 erhalten.
In Kapstadt verwährt sich die deutschstämmige Bürgermeisterin noch gegen den
Stadionneubau in Green Point und macht berechtigt gleichzeitig auf die allgemein
schlecht finanzielle Lage Stadt und auch die Probleme in den Vororten sowie
Townships aufmerksam. Das Stadion in Green Point ist eigentlich noch in einem
guten Zustand, der Umbau in ein WM-Stadion wäre deutlich günstiger als der
Neubau, aber der Neubau wurde vom letzten Stadtrat an anderer Stelle beschlossen
und auch an die FIFA gemeldet.
Es erinnert mich irgendwie an die Entscheidung für ein neues Stadion in München,
allerdings ist die Finanzlage in Kapstadt deutlich schlechter! Hier wird es aber
auch bald eine Lösung im Stadtrat, innerhalb von Südafrika und auch mit der FIFA
geben!
Die deutsche Wirtschaft ist an der Vorbereitung der Weltmeisterschaft in
Südafrika bereits jetzt stark vertreten!
Einige Firmen sind bereits Hauptsponsor der Weltmeisterschaft, andere beteiligen
sich an den Um- oder Neubauten der Stadien, weitere an dem Ausbau der
Infrastruktur.
Das Architekturbüro „Gerkan, Marg+Partner“ - aus Hamburg hat gleich bei drei der
insgesamt fünf geplanten Stadienneubauten - den ersten Preis beim Wettbewerben
gewonnen und beteiligt sich an den Neubauten in Durban, Kapstadt sowie Port
Elizabeth. In Durban wurde bereits mit dem Neubau eines - wahrscheinlich mit
85.000 Zuschauern überdimensionierten - futuristischen Stadions begonnen. |