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Am Kap geht es wieder aufwärts

Datum: 12.12.2002 Autor: Thoralf Teubner Beitrag Nr.: 197

In der weltweiten Konjunkturlandschaft kommt ein Glanzlicht dieses Jahr vom Kap der guten Hoffnung. Steigende Gold- und Platinpreise, schnurrende Autoexporte, erstarkende Währung und wachsende regionale Marktdurchdringung ließen Südafrikas Firmen- und Börsenbilanzen glänzen und dürften Südafrika ein dreiprozentiges Wirtschaftswachstum bescheren. Zu wenig für eine wirksam Reduzierung der Massenarbeitslosigkeit, aber drastisch mehr als in Deutschland, Japan oder Frankreich. 

Angesichts geringer Staatsverschuldung und ausgewogener Budgetpolitik vergaben internationale Rating-Agenturen Bestnoten, und die New Yorker Börse bescherte den Aktien dort notierter südafrikanischen Unternehmen gerade Zuwächse von stolzen 53 Prozent. Von der Tourismus- bis zur Weinbranche macht sich Boom-Stimmung am Kap breit. Auch das von den USA aufgelegte Afrika-Förderungsprogramm (African Growth and Opportunity Act/AGOA), das bestimmten Produkte jahrelang zollfreien Zugang zum US-Markt sichert, trägt dazu bei. Vor allem Textil- und Autoindustrie profitieren: am Kap werden der Golf IV von VW, die C-Klasse von Mercedes, die 3-er Serie von BMW oder Toyotas Corolla für den Weltmarkt produziert. Die Konzerne honorierten die staatliche Förderpolitik mit Investitionsprogrammen. BMW modernisiert sein Werk in Rosslyn für 200 Millionen Euro, DaimlerChrysler seins in East London für 140 Millionen Euro, VW in Uitenhagen und Toyota in Durban genehmigten ähnliche Finanzspritzen. 

Seit 1995 wächst die Branche pro Jahr um 37 Prozent und exportiert für 4 Milliarden Euro. Alle Konjunktursignale stehen auf grün - dennoch ist das Vertrauen vieler Investoren zögerlich. Dies hat aber weniger mit den wirtschaftlichen Kerndaten des Landes als mit Südafrikas Nachbarn zu tun. Simbabwe steht unter Präsident Robert Mugabe kurz vor der Implosion, und auch die Polemik von Mugabes Amtskollegen Sam Nujoma im benachbarten Namibia lässt wenig Optimismus zu. 

Hinzu kommen die in 2004 anstehenden Wahlen von Südafrika über Mosambik und Malawi bis nach Namibia. Viele Investoren zögern auch wegen zunehmender Gesetzesverschärfungen, die schwarze Beteiligungen etwa im lukrativen Bergbau zwingend vorschreiben. Dennoch haben sich südafrikanische Unternehmen international weiter profiliert. 

Die Bierbrauerei South African Breweries (SAB) ist mittlerweile die drittgrößte der Welt und produziert in China die Hälfte des Bierbedarfs. 

Die Fluggesellschaft South African Airways (SAA) hat ihre Markdurchdringung in Afrika mit Partnerschaften in Nigeria oder Tansania weiter ausgebaut und Airbus einen der wenigen Großaufträge für Langstreckenjets in diesem Jahr beschert. 

Vorbei die Zeiten, da südafrikanische Firmen wegen der Apartheid einen Paria- Status genossen. Das von Südafrika mitgetragene NEPAD-Aufbauprogramm für Afrika fördert die Tendenz. Allein der Mobilfunkbetreiber MTN machte im 1. Halbjahr 2001 stolze 34 Prozent seines Umsatzes in Höhe von rund 300 Millionen Euro im afrikanischen Ausland, etwa in Kamerun, Nigeria, Ruanda, Swasiland und Uganda. 

Die Shoprite-Gruppe, Afrikas größter Lebensmittelhändler, hat sich in Madagaskar und Tansania eingekauft und ist nun in 13 afrikanischen Staaten präsent. 

Der Stromkonzern Eskom, der weltweit das größte Know-How bei der Verflüssigung der reichhaltig vorhandenen Kohle hat, setzt sich die Erleuchtung des Kontinents zum Ziel. Mit Ugandas Regierung hat er ein 20-jähriges Abkommen geschlossen, das Betrieb sowie Energie-Vermarktung der Staudämme Kiira und Nalubale vorsieht. Mit ähnlichen Einrichtungen in Mali und Sambia betreibt Eskom damit bereits fünf Wasserkraftwerke. 

©dpa

 
 
 
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